Der Schlossherr. Klemens von Unterrichter

Schon mit jungen 19 Jahren übernimmt Klemens den landwirtschaftlichen Betrieb und schreibt damit die Geschichte einer langen Familientradition weiter. Heute mit 21 Hektar Äpfeln und in 100 % Bio-Qualität.

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Schauplatz ist der Campan-Hof, eigentlich Schoss Campan, im schönen Sarns bei Brixen. Ein stattliches Anwesen, rundum grüne Apfelwiesen. Auch Feriengäste können hier manch schöne Tage verbringen, hier am Biogutshof.
Die Betreuung der Feriengäste ist hauptsächlich Wirkungsbereich der Mutter Rita. Klemens Schwester Christine unterstützt sie bei der digitalen Gästeverwaltung und der Homepage. „Die Ferienwohnungen sind ein wichtiges Standbein für den Betrieb“, erklärt uns Klemens, „denn sie tragen maßgeblich zum Erhalt des Schlosses bei. Und schließlich ist ein Haus zum Wohnen da, und so ein großes noch viel mehr“.

Die Familie selbst stammt aus dem alten Tiroler Adelsgeschlecht Unterrichter zu Rechtental. Carl, Baron Unterrichter, ein Vorfahre von Klemens, kaufte den Gutshof, baute ihn zum Schloss aus und veranlasste zahlreiche Meliorierungen der umliegenden Felder, war damals doch ein Großteil der Flächen Flussbett und Auenlandschaft. Klemens Großvater Mario Günther und sein Vater Rudolf waren es dann, die dem Hof das heutige Erscheinungsbild gaben. Und sie waren es auch, die 1997 auf die biologische Landwirtschaft umstellten.
Der junge Klemens übernahm den Hof bereits 2017, unmittelbar nachdem er maturiert hatte. Dann ist er nach Wien gegangen, hat Landwirtschaft studiert und schließt mit dem Masterstudiengang „Nutzpflanzenwissenschaften“ ab. 2019 ist sein Papa verstorben, da war er gerade einmal 21 Jahre alt. So war er im Sommer über am Hof, den Winter über in Wien. Baumschnitt und die anderen Winter-Arbeiten haben dann seine Mitarbeiter übernommen, hielten ihm den Rücken frei.

In der Vergangenheit war der Hof ein viehaltender Betrieb mit Fokus auf die Stiermast. Bis 1996, dann folgte die Spezialisierung auf den Gemüseanbau mit Schwerpunkt Saatkartoffeln und Rohnen und den Verkauf von Silomais. Äpfeln hatte man damals bereits ungefähr 2 bis 3 Hektar, über die Obstversteigerung wurden sie vermarktet. Als dann die Saatbaugenossenschaft geschlossen wurde und man damit keine Abnehmer mehr für die Saatkartoffeln hatte, stieg man fast komplett auf Äpfel um. Fast, dann einige Felder Erdbeeren und Zucchini machten die Ausnahme.

Heute baut Klemens auf insgesamt 21 Hektar Äpfel an. Gala, Bonita, Topaz, und noch ein paar andere Sorten. Alle Bio, immer schon. Für Klemens ist es normal, er ist damit aufgewachsen.
Die Apfelwiesen liegen direkt rund um den Hof. Das erleichtert die Arbeitsabläufe und beugt Abdrift vor. Beides wichtige Punkte für einen erfolgreichen biologischen Abbau.
Die Apfelernte auf Klemens’ Hof erfolgt mit kleinen Zügen auf denen verschiedene Kisten für verschiedene Apfelqualitäten bereitstehen: Tafeläpfel, die es in den Verkauf schaffen und solche, die in die Verarbeitung kommen. Alles in einem Durchgang, in einem Zug. Ein Stapler lädt die vollen Kisten dann direkt auf den LKW, der sie in die Genossenschaft bringt. Zu Biosüdtirol, ohne Umwege.

Und als wir noch so durch den Innenhof schreiten, laufen aufgeregte Gänse daher, schnattern lautstark, machen sich wichtig. „Sie freuen sich“, lacht Klemens, „wenn sie es schaffen, Neuankömmlinge in die Flucht zu schlagen. Wenn sie es schaffen, ihr Territorium zu verteidigen.“ Ein bisschen so, wie es einst die Ritter taten. Seinerzeit, als der Apfelanbau noch in weiter Ferne lag.
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