Wir sind am mittelalterlichen Ansitz Helmsdorf oberhalb von Lana. Unser Blick schweift über das Etschtal, von der Stadt Meran bis ins Passeiertal. Hausherr Toni Santer strahlt übers ganze Gesicht: „Seit der Jugend begeistert mich die Landwirtschaft, die Musik ist schon seit ewig meine Leidenschaft“.

Den Charme, Schmäh und die Aura eines mitreißenden Unterhalters hat Toni. Mit seiner Gitarre und einem Freund mit der steirischen Harmonika ist Toni auf Hochzeiten, Almhütten und Festen unterwegs. Gemeinsam mit seiner Familie unterhält er auch die Gäste des Urlaubes auf dem Bauernhof Helmsdorf.

Aussicht vom Ansitz Helmsdorf oberhalb von Lana

In seiner Jugend findet Toni zur Landwirtschaft. Als in einem Frühling alles zu sprießen beginnt, bemerkt Toni, dass er gerne Bauer ist. Daraufhin packt er seine Sachen und folgt seinen Eltern nach Giavera del Montello bei Treviso, wo sein Vater einen Obsthof führt. Dort lernt er einen landwirtschaftlichen Betrieb zu führen.

Nach einigen Jahren kommt Toni zurück nach Helmsdorf. Der Erbhof ist seit über 250 Jahren in Besitz seiner Familie. Die Wiesen liegen auf einer Höhe von 450 bis 600 Höhenmetern und grenzen an mehreren Orten an den Wald. Am tiefsten Punkt reifen die Trauben, ein Kastanienhain grenzt die folgenden Apfelwiesen ab. Als Toni an den Ort seiner Kindheit zurückkommt, bringt er viele Erfahrungen mit und sieht den Hof mit neuen Augen.

Bio-Wiese in Völlan
„Wir passen unsere Arbeitsweise der Natur an.“

Wie bewirtschafte ich den Hof mit seiner Hanglage am sinnvollsten? Diese Frage beschäftigt ihn, bis er für sich die Antwort findet: Nur so viel begradigen wie nötig, dafür die Arbeitsabläufe und Maschinen der Hanglage anpassen. Die Apfelbäume pflanzt Toni in den Hang statt in die Kanten der Fahrgassen. Dadurch sind die Wege schmäler, die Eingriffe in die Natur sanfter und der Baum ist leichter mit der Hand zu bearbeiten.

Er fährt mit kleinen Schleppern statt mit schweren Traktoren in die Wiesen. Wo die Fahrgassen für die Traktoren zu schmal oder zu steil sind, nutzt Toni noch kleineren Maschinen. In den engsten Baumreihen arbeitet er mit seinem Team mit Leitern. Die Länge der Leiterfüße hat Toni dafür an die verschiedenen Neigungen angepasst.

Hanglagen im Bio-Anbau An die Lage angepasst Leiter

Die Bio-Landwirtschaft interessiert Toni seit Jahrzehnten. Zwei Nachbarn sind seit Mitte der 90er Jahre bio. In dieser Zeit besucht er Veranstaltungen, informiert sich bei Beratungsorganisationen und schaut sich Bio-Apfelbetriebe in der Nähe an. Allein der letzte Anstoß umzustellen, fehlt noch. Dieser kommt per Zufall zur Jahrtausendwende. Im Dorf begegnet Toni zwei Bauernkollegen, Bernhard Lösch und Bernhard Zuegg. Alle drei mit derselben Idee: Bio Landwirtschaft. Nach dem Gespräch stellen alle um, Toni hat es bis heute nie bereut.

„In der Landwirtschaft geht es für mich wie in der Musik um die passende Stimmung.“
Mit Freude und Überzeugung Bio-Bauer

„Meine Eltern führten den Hof in Giavera del Montello naturnah. Für sie war es keine Überraschung, dass wir in Helmsdorf biologisch wirtschaften,“ sagt Toni. Die Umstellung läuft fast reibungslos, jedes Jahr versteht er die Natur besser. Und es ist wie bei der Musik: „Beim Musizieren akklimatisiert man sich zu Beginn und baut eine Beziehung zum Publikum auf. Oftmals entsteht eine Energie und es läuft alles rund.“ Gala, Golden Delicious und Bonita: Die Äpfel an Helmsdorf zeigen, dass Toni das Gefühl für die Bio-Landwirtschaft hat.

Bio-Anbau bedeutet arbeiten mit der Natur

Aus dem angrenzenden Wald übersiedeln Rehe mit ihren Kitzen. Die Rehe tragen als Wiederkäuer zur Fruchtbarkeit der Böden bei. Damit Toni bei Fahrten mit dem Traktor die Rehkitze im höheren Gras nicht gefährdet, hat er eine Sirene an die Motorhaube gebaut. Das Pfeifen des Rehwarnsystems stört manchmal die Idylle am Hof. Irgendwie passt der Ton aber hier her, denn er schützt die Natur. Damit ist er im Einklang mit der Lebensphilosophie von Toni, wie auch die Äpfel, der Wein und die Kastanien. Alles Bio versteht sich.

Traktor mit Rehwarnsystem