Mitte Februar, Lana. Zirka 6 °C, leichter Nebel, der in den Wiesen hängt, sich dann aber schnell verflüchtigt. Was sonst so frisch und grün ist, liegt noch ganz reglos. Die ganze Wiese schläft, ruht sich aus. Nur noch ein kleines bisschen, denn hier und da blitzen schon kleine, erste Knospen an den Zweig-Enden hervor und das Gras am Boden bringt schon sanftes leichtes Grün in das viele Grau. Und da blitzt noch etwas hindurch, mitten im Feld, zwischen dem einen und anderen Bäumchen…

Graue Stiefel, graue Hose, grüner Pulli. Eigentlich ganz gut getarnt, aber die Bewegung hat ihn verraten. Hannes ist gerade dabei, eine Querverankerung zu fixieren, als Stützgerüst für die neuen Bäumchen. Hier ist ein Drahtseil nachzuspannen, da eine Bodenstütze etwas locker. Jetzt, nach dem Baumschnitt, ist die richtige Zeit für solche Arbeiten. Zumindest für Hannes, der die 7,5 Hektar Apfelwiesen bewirtschaftet. Da bleibt unterm Jahr meist wenig Zeit für solche Dinge, vor allem auch, weil Hannes sehr viele verschiedene Sorten Bio-Äpfel anbaut: Gala, Granny Smith, Natyra®, Story®, Golden und Red Delicious sowie ein paar Braeburn. Und genauso, wie jede ihren ganz eigenen Geschmack hat, so hat auch jede Sorte ihren ganz eigenen Charakter, braucht mal mehr, mal weniger Pflege, hat ihren eigenen Rhythmus im Jahr.

„Ich bin einfach ein Kind der Landwirtschaft, bin mit ihr groß geworden“.

Den kennt Hannes, hat sich perfekt darauf eingestimmt. Er ist ein Kind der Landwirtschaft, ist mit ihr groß geworden. Hat schon als Kind immer mitgeholfen, nicht nur den Sommer über. Früher zusammen mit seinem Opa, von dem er den Hof dann übernommen hat. Heute allein, zur Ernte dann mit ein paar guten Helfern, natürlich. Und da ist auch noch seine Frau, die hilft wo es braucht und ihm den Rücken frei hält.

Ob er will oder nicht, wurde damals nicht lange gefragt. Aber Hannes hat sich auch nie groß daran gestört. Wenn man einen 16-Jährigen fragt, was er mal machen will, ist der wahrscheinlich sogar froh drüber, wenn ihm das jemand vorweg schon sagt. Zumindest war das bei Hannes so. Vielleicht übernimmt irgendwann einer seiner beiden Jungs, wenn er will, man wird es sehen. Traktorfahren mache aktuell schon Riesenfreude und wenn diese Freude bleibt, kann es durchaus sein. Er jedenfalls war froh drüber, hat das immer gern gemacht. Er sagt von sich selbst, er sei kein Typ, der bei der Arbeit immer gern sonderlich viele Leute um sich hat. Und der es liebt, draußen zu sein, in den Wiesen, in seinen Gedanken und in seinem Rhythmus. Das gibt ihm so viel.

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Nicht, dass er ein kompletter Einsiedler wäre, nein. Die Familie ist sein alles und da sind noch eine Handvoll gute Freunde und eine nette Kumpels-Truppe, mit der er sich regelmäßig trifft. Zum Downhill-Biken im Sommer, zum Snowboarden im Winter. Und seit seiner Beinverletzung bei einem Sturz beim Dirtjumpen, die das Snowboarden dann mehr oder weniger vereitelt hatte, zum Telemarken. Eine alte Skistil-Technik, wo der Schuh nur vorne fest mit den Brettern verbunden ist und man bei jeder Kehre abwechselnd mit einem Bein in die Hocke geht.

Aber zurück von der Piste auf seinen Hof. Diesen hat Hannes 2003 übernommen. Seit 2017 hat er auf Bio umgestellt. Er hatte viel früher schon damit geliebäugelt, „geluschtet“ sagt er, sich aber nie so recht getraut. Dann 2017 hat er Nägel mit Köpfen gemacht – und er war froh darüber, sagt er. Schon allein deshalb, weil es ihm gefiel, dass die Biobauern, die er so traf, immer doch ein kleines bisschen anders drauf waren. Das bisschen anders gefiel ihm.

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Und hier steht er nun, mitten in den Wiesen. Freut sich über jede einzelne Blütenknospe. Verständlich, denn das sind die, wo später schöne, knackige Äpfel hängen werden. Und er freut sich über seine Bienen. Früher waren es gekaufte Hummelboxen, die die Bestäubungsarbeit in den Apfelwiesen übernommen hatten. 400 Hummeln pro Box, für einen Sommer lang. Den Winter schafft nur eine, die Königin. Irgendwie traurig. Bei den Bienen ist das anders. Mit YouTube hat sich Hannes selbst zum Imker gemacht, zumindest sein erstes Interesse gedeckt, hat viel beobachtet, gelernt. Den Rest an Unterstützung hat er sich vom Imkerverein aus dem Dorf geholt.

Mit 2 Stöcken hat er angefangen, aktuell hat er vier. Tausende Bienen sind es, da geht es richtig rund. Sie sind zwar etwas zimperlich, fliegen nur bei schönem Wetter. Aber sie sind fleißig, keine Frage. Hannes mag es, seine Bienen fliegen zu sehen, von Baum zu Baum, von Blüte zu Blüte. Machen ihren Job, jede für sich, allein und ohne großes Trara. Eigentlich genau so, wie Hannes das tut.

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